100 Jahre "Meister der Grimassen"
31. Juli 2014Die Komödien des Schauspielers Louis de Funès gehören zu den kommerziell erfolgreichsten in der Geschichte des französischen Kinos. Der Komiker schaffte den Durchbruch mit den Filmen "Le gendarme de Saint-Tropez" ("Der Gendarm von St. Tropez" von 1964) und "Fantomas" (1964). Insgesamt spielte Louis de Funès in rund 140 Filmen mit, von denen viele zu internationalen Kassenschlagern wurden. Auch noch 31 Jahre nach seinem Tod feiert Frankreich seinen Starkomiker.
Louis de Funès wurde vor 100 Jahren am 31. Juli 1914 in Courbevoie an der Seine in Frankreich als Sohn spanischer Einwanderer geboren. Als sein Vater mit seinem Diamantenhandel pleite ging, wanderte er ohne Familie nach Venezuela aus und ließ seinen Sohn zurück. Der junge Louis de Funès sah sich früh auf eigene Beine gestellt und versuchte sich in den verschiedensten Berufen. Zum Beispiel arbeitete er als Dekorateur, Autodesigner und Barpianist. 1941 wandte sich Louis de Funès der Schauspielerei zu, nahm Unterricht und erhielt seine erste Statistenrolle auf einer Bühne in Paris. Es folgten erste Filmproduktionen, unter anderem "Un certain monsieur" ("Ein gewisser Herr" von 1950) und "La vie a deux" ("Das Leben zu zweit" von 1958).
Seine Paraderolle: der cholerische Pedant
Berühmt wurde Louis de Funès vor allem für sein Talent, verschiedene Grimassen zu schneiden - angeblich 40 in einer Minute. Aussprüche wie "Nein! Doch! Oh!" aus dem Film "Jo" ("Hasch mich, ich bin der Mörder" von 1971) gingen in die Alltagssprache ein. Louis de Funès' Paraderolle war die eines hektischen, grimassierenden Pedanten. Die Figuren, die er darstellte, waren meist unsympathisch, doch Louis de Funès spielte sie auf eine urkomische, fast liebenswerte Art.
Einige Kritiker lehnten seine Komödien ab. "Es war die Zeit der Nouvelle Vague – mein Vater spielte hingegen in völlig unintellektuellen Komödien. Die Feuilletonisten hassten ihn", erklärte sein Sohn Patrick. Im Standardwerk "Geschichte des Films" von 1978 tauchten die neuen Filme des französischen Schauspielers nicht einmal auf.
Sein Humor verbindet Frankreich und Deutschland
Nationaler Humor überwindet selten Landesgrenzen, doch dem Komiker Louis de Funès gelang auch das. In "Le Grand Restaurant" ("Scharfe Kurven für Madame" von 1966) spielt er den Restaurantbesitzer Monsieur Septime, der dem Gast Dr. Müller ein Rezept erklärt. Während sich Monsieur Septime in Rage redet, zeichnet der Lampenschirm dunkle Schatten über seiner Oberlippe und auf der Stirn. Mit seinem legendären Satz "Muskatnuss! Muskatnuss, Her Müller!" lehrt uns Louis de Funès in der Rolle des Restaurantbesitzers, dass man über eine Parodie von Hitler lachen darf.
Louis de Funès prägte nachhaltig das deutsch-französische Verhältnis. Durch seine Filme wie "Scharfe Kurven für Madame" brachte der Komiker die beiden Länder einander wieder näher – und das nur zwei Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkrieges.
Ein Museum für Louis de Funès
Ebenfalls von 1966 stammt der Film "La grande vadrouille" ("Die große Sause"), der mit 17 Millionen Kinobesuchern einen Rekord in den französischen Kinos aufstellte. Dieser Rekord blieb 50 Jahre bestehen. Auch in Deutschland kam der Film bei den Zuschauern sehr gut an und erschien 1974 in einer überarbeiteten Fassung erneut in den Kinos.
Am 27. Januar 1983 starb Louis de Funès an den Folgen seines dritten Herzinfarkts. Schloss Clermont, in dem der Schauspieler mit seiner Ehefrau und den beiden gemeinsamen Söhnen wohnte, wurde nach seinem Tod teilweise zum Museum umgebaut. In der Orangerie des Schlosses in Cellier, jetzt "Musée de Louis", sind seit Anfang des Jahres 2014 mehr als tausend Exponate aus dem Leben des Komikers zu sehen. Die Besucher kommen natürlich auch in den Genuss seiner berühmten Filme.