First Steps
28. August 2009Jubiläum beim deutschen Nachwuchsfilmpreis: zum zehnten Mal wurden jetzt die First Steps Awards in Berlin vergeben. Im Musicaltheater am Potsdamer Platz führte die Schauspielerin Jasmin Tabatabai durch einen Abend, der mit 25 nominierten Spiel– Dokumentar- und Werbefilmen in fünf Kategorien prall gefüllt war.
Politischer Nachwuchs
Früher habe es mehr Publikumsfilme gegeben, der Nachwuchs sei aber inzwischen politischer geworden, sagt Andrea Hohnen, Programmleiterin der First Steps. Die Filme seien "nachhaltiger" geworden. Als Beispiel nannte sie den Siegerfilm in der Kategorie "Langer Spielfilm", "Schwerkraft". Das Debüt von Maximilian Erlenwein ist das Psychogramm eines Bankers, der erkennt, welch gefährliche Folgen die Verweigerung eines Kredites haben kann.
Siegerfilm kommt ins Kino
Der Film bekam den Hauptpreis, dotiert mit 25.000 Euro. Diese Abschlussarbeit der Filmhochschule in Berlin (dffb), prominent besetzt mit Jürgen Vogel und Fabian Hinrichs in den Hauptrollen, soll Anfang nächsten Jahres in die deutschen Kinos kommen. Studenten der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg räumten gleich mehrere Preise ab. Der Dokumentarfilm "Die Maßnahme", der ein grotesk realitätsfernes Sozialprojekt für Langzeitarbeitslose beobachtet, erhielt ebenso eine Auszeichnung wie das Drehbuch des Kurzfilmes "Am anderen Ende", der den Sonderpreis zum 10. Geburtstag der First Steps bekam.
Seelsorgerin mit Sorgen
In diesem Film von Regisseur Philipp Döring steht eine ältere Telefonseelsorgerin im Mittelpunkt: Marianne arbeitet Nacht für Nacht am Telefon. Kaum jemand hilft den einsamen Menschen am anderen Ende der Leitung so gut wie sie. Doch in einer Nacht wird sie plötzlich von ihren eigenen Problemen eingeholt. Sie kann sich nicht länger hinter dem Telefon und den Gesprächen mit Hilfesuchenden verstecken.
Preis mit prominenten Paten
Insgesamt sind die First Steps-Preise mit zusammen 80.000 Euro dotiert. Gegründet wurde diese Auszeichnung für den filmenden Nachwuchs 1999 als private Initiative der Filmbranche und der Wirtschaft. Produzent und Regisseur Nico Hofmann ist mit seiner erfolgreichen Firma "teamworxx" dabei ebenso wie Branchenschwergewicht Bernd Eichinger mit seiner "Constantin Film". Auch mit dabei im Boot: der Fernsehsender Sat1 sowie Spiegel TV. Und seit einiger Zeit mischt auch die "Deutsche Filmakademie" mit – sie stellt Geld und Know How zur Verfügung.
First Steps setzt Trends
Die Initiatoren wollen dem Nachwuchs ein Forum bieten und die besten Abschlussfilme der deutschen Filmhochschulen öffentlich machen. Von den Talenten würden dann aber auch Impulse für den Deutschen Film erwartet, sagt Andrea Hohnen: "Wir staunen immer wieder, wie hoch die Qualität der eingereichten Filme ist." An den von allen deutschen Filmhochschulen eingereichten Filmen lässt sich also ein Trend hin zu ernsthaften Inhalten ablesen – ein Blick in deutsche Wohnzimmer sozusagen. Auch die Kurzfilme fallen durch kompakte Thematik auf.
Erfolgreiche Karrieren
Inzwischen etablierte Filmemacher wie Hans Weingartner ("Die fetten Jahre sind vorbei"), Vanessa Jopp ("Vergiss Amerika") und Florian Gallenberger ("John Rabe") waren First Steps- Gewinner. Als der Preis vor 10 Jahren erfunden wurde, überschwemmten Filmhochschul-Gründungen das Land: vor allem Privatsender hungerten nach Filmware. Oft wurden Filmstudenten schon aus dem Hörsaal heraus "gekauft". Nun ist der Markt geschrumpft, der Hunger gestillt, die Zukunft ungewiss. Wenn die Jury aber weiterhin mutig Filme jenseits des Mainstream auszeichnet, muss man sich über die nächsten Jahre von First Steps keine Sorgen machen.
Autor: Götz Gerson
Redaktion: Jochen Kürten