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2. Januar 2009Am Anfang stand eine Prophezeiung, und die stammte vom französischen Ökonomen und Finanzpolitiker Jacques Rueff aus dem Jahr 1950: "L’Europe se fera par la monnaie ou ne se fera pas" - Europa wird über die Währung gelingen oder es wird überhaupt nicht gelingen.
Erste Überlegungen und Pläne für eine Europäische Währungsunion gab es zwar schon Anfang der 1960er und der 70er-Jahre, doch der Druck zum Handeln kam schließlich von außen.
Notwehr gegen die starke USA
"Es war in der Folge des Vietnam-Krieges und seiner Finanzierung, dass die Nixon-Administration nicht nur die Gold-Einlösungspflicht für den Dollar aufgehoben hat, sondern auch das Prinzip der festen Paritäten zwischen den Währungen", erinnert sich der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt, der damals noch Finanzminister war. "Die damaligen Finanzminister Frankreichs und Deutschlands haben sich zwar der ersatzlosen Beseitigung des seit 1945, seit Bretton Woods gut funktionierenden Wechselkursregimes widersetzt, aber wir konnten uns naturgemäß gegenüber dem ökonomischen Gewicht der Vereinigten Staaten nicht durchsetzen."
Man kann es also durchaus als Notwehr verstehen, als sich 1972 sechs, später neun Mitglieder der damaligen Europäischen Gemeinschaft zu einem Wechselkursverbund zusammenschlossen. Sie verpflichteten sich, ihre Währungen - wie eine Schlange im Tunnel - nur noch in engen Grenzen gegeneinander schwanken zu lassen.
Schlange und ECU
Die neue Wechselkursregelung sollte den Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr zwischen den Ländern der Europäischen Gemeinschaft erleichtern und fördern. Erreicht wurde das durch die Interventionspflicht der beteiligten Zentralbanken. Sie mussten eingreifen, wenn ihre Währung aus der Schlange auszubrechen drohte. Gerechnet wurde in einer künstlichen Währungseinheit, der Europan Currency Unit, kurz: ECU.
"Wir hatten damals die - unausgesprochen gebliebene - Zielvorstellung, später aus dem ECU eine gemeinsame Währung zu entwickeln", erinnert sich Schmidt. "Es war noch nicht ganz klar, dass es die ausschließliche Währung sein sollte. Möglicherweise war es eine Parallelwährung zu den nationalen Währungen. Derjenige, der das aufgegriffen und voran getrieben hat, war dann Jacques Delors." Delors schuf als Präsident der EU-Kommission die Grundlagen für die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion, die vor zehn Jahren zur Gründung der Europäischen Zentralbank und zur Einführung des Euro führte.
Verzicht und Gewinn
Für Karl Otto Pöhl, den ehemaligen Präsidenten der Deutschen Bundesbank, gab es noch ganz andere Gründe, die schließlich zum Euro führten - und zwar die Erfolgsgeschichte der D-Mark. Die war nämlich so stabil, dass einige kleine Länder ihre Geldpolitik komplett aus der Hand gaben und ihre Währungen an die D-Mark banden. "Für Länder wie Holland oder Dänemark war das akzeptabel. Die haben gesagt: Wir sind so klein; wenn die Deutschen eine anständige Geldpolitik machen, dann können wir dem auch folgen."
Und für Frankreich war es eine Prestige-Frage. "Das ist meines Erachtens einer der wesentlichen Gründe, dass wir eine Europäische Währung bekommen haben, in der alle beteiligten Länder an der Geldpolitik beteiligt sind," sagt Pöhl. "Im Europäischen Zentralbank-Rat sind heute alle Notenbanken vertreten, das heißt, die Geldpolitik in Europa wird von einem gemeinsamen Gremium gemacht."
Dieses Gremium, die Europäische Zentralbank, hat den Euro bislang recht sicher durch alle Währungsturbulenzen gesteuert. An seinem ersten Handelstag, dem 4. Januar 1999, notierte der Euro bei knapp einem Dollar und 18 US-Cents. Doch dann wurden Politiker und Ökonomen zunehmend nervös, denn der Euro verlor ständig an Wert. Im Oktober 2000 erreichte er sein bisheriges Allzeittief, als man nur noch rund 82 US-Cent für einen Euro bekam.
Gewisse Anlaufschwierigkeiten
Doch das waren, im Nachhinein gesehen, wohl eher Anlaufschwierigkeiten, denn seitdem ging es mit dem Euro ständig nach oben. Ihren Tageshöchstkurs erreichte die Gemeinschaftswährung am 15. Juli 2008, als man für einen Euro fast 1,60 Dollar bekam.
Doch wer nicht gerade in den Dollarraum exportiert oder dort Urlaub macht, interessiert sich kaum für den Außenwert der europäischen Gemeinschaftswährung - er ist mehr an der inneren Stabilität seiner Währung interessiert.
Vor allem in Deutschland galt der Euro anfangs als Teuro. Das Gefühl einer hohen Geldentwertung oder auch Inflation hielt sich hartnäckig, obwohl die Statistik eine andere Sprache spricht. Im Schnitt lag die Preissteigerung in den elf Euroländern der ersten Stunde sowie in Griechenland zwischen 1999 und 2007 bei 2,1 Prozent pro Jahr - und hat damit nur knapp das Ziel der Europäischen Zentralbank verfehlt, die Inflation unter, aber nahe bei zwei Prozent zu halten.
Auf dem Weg zu einer Weltwährung
Heute vertrauen knapp 320 Millionen Europäer dem Euro. In 15 Staaten ist er offizielles Zahlungsmittel, sechs weitere, zumeist kleine Staaten haben ihn stillschweigend eingeführt - auch ein Zeichen für den Erfolg der Gemeinschaftswährung. "Von mir aus gesehen darf es getrost noch einmal ein halbes Jahrhundert dauern, bis wir von einer Vollendung der Europäischen Union werden reden können", sagt Alt-Kanzler Schmidt. "Der Euro aber, der wird sich schon in weniger als einem Jahrzehnt als eine Weltwährung erweisen."