10 Dinge, die Sie über die Paralympics wissen müssen
Gut zwei Wochen nach den Olympischen Spielen beginnen in Rio die XV. Paralympics. In mancherlei Hinsicht sind die Spiele für Menschen mit Behinderung sogar noch größer als Olympia. Die Probleme sind aber ähnlich.
Mehr Entscheidungen als bei Olympia
306 Entscheidungen in 17 Tagen lautet die olympische Bilanz in Rio. 528 Entscheidungen binnen zwölf Tagen bis zum 18. September werden dagegen bei den Paralympics ausgetragen. Das liegt daran, dass es je nach Behinderung verschiedene Schadensklassen gibt. Insgesamt sind 23 Sportarten vertreten, erstmals dabei sind die Parakanuten und die Paratriathleten.
Neue Rekorde
4350 Athleten werden in Rio am Start sein und damit fast elf Mal so viele wie bei der Paralympics-Premiere 1960 in Rom. Auch bei den Teilnehmerländern gibt es einen Rekord: Aus 176 Ländern kommen die Starter. Der Weltverband IPC rechnet mit vier Milliarden TV-Zuschauern während der Spiele. Das deutsche TV überträgt rund 75 Stunden live - beides paralympische Bestwerte.
Verwirrende Schadensklassen
Es ist nicht ganz leicht, bei den Paralympics den Überblick zu behalten. Das liegt an den so genannten Schadensklassen mit insgesamt zehn Einstufungen. Allein im 100-Meter-Sprint der Männer gab es bei den Spielen 2012 in London 15 Paralympicssieger. Rekordhalter in der Klasse "T43" ist der doppelt amputierte Brasilianer Alan Oliveira in sensationellen 10,57 Sekunden.
Eine Materialschlacht
Die Paralympics werden immer mehr zum Wettrüsten. Denn mehr noch als bei Olympia benötigen die paralympischen Athleten Sportgeräte und technische Hilfsmittel. 18 Tonnen Material stehen bereit, insgesamt 15.000 Einzelteile, zum Beispiel 1100 Rollstuhlreifen und 300 Prothesenfüße. Für Reparaturen steht ein 100-köpfigen Mechaniker-Team aus 31 Ländern bereit, das täglich 2000 Aufträge erwartet.
Vorteil Industrienationen
Die Materialkosten kann nicht jedes Land stemmen. Abgesehen davon, dass Behindertensport nicht überall gleich angesehen ist, können sich viele Verbände die teuren Hilfsmittel nicht leisten. Wohl auch daher holen die Industrienationen die meisten Medaillen. So kostet beispielsweise die Prothese von Weitspringer Markus Rehm, mit der er einen Weltrekord von 8,40 m aufstellte, rund 8000 Euro.
Geld fehlt
Teuer sind die Spiele auch für die Gastgeber. Das wirtschaftlich angeschlagene Brasilien muss die Paralympics mit rund 55 Millionen Euro an öffentlichen Mitteln unterstützen, da das geplante Budget nicht reicht. Die Anzahl der Helfer, die ursprünglich mit 25.000 angegeben war, wurde bereits erheblich reduziert. IPC-Präsident Philip Craven spricht vom "schlimmsten Moment" der Paralympics-Historie.
Leere Ränge
Ein Grund für die Lücke im Etat ist der schleppende Ticketverkauf. Nach den Olympischen Spielen waren gerade einmal 300.000 von 2,4 Millionen Paralympics-Tickets verkauft. Nun soll der Verkauf angesprungen sein: Mehr als 1,5 Millionen Tickets seien veräußert, so das IPC. Doch ähnlich wie bei Olympia drohen auch den Paralympics Wettkämpfe vor halbleeren Rängen.
Die deutschen Chancen
Das deutsche Team geht mit 155 Sportlern an den Start. In vielen Disziplinen gelten die Athleten in Schwarz-Rot-Gold als Medaillenkandidaten, auch aufgrund der guten Förderung hierzulande. Mit 1450 Medaillen liegt Deutschland im ewigen Medaillenspiegel hinter den USA (2066) und Großbritannien (1643) auf Rang drei. In London war das deutsche Team aber nur Achter im Medaillenspiegel.
Gedopt wird auch hier
Karl Quade, Chef de Mission des deutschen Teams, mag für die Athleten in Rio "die Hand in Sachen Doping nicht ins Feuer legen". Gedopt wird vielfältig: Der Körper, aber auch die Sportgeräte ("Tech-Doping") und manche betrügen sogar bei der Klassifizierung. Immerhin: Das IPC hat mit dem Komplett-Ausschluss Russlands wegen Staatsdopings ein deutliches Zeichen gesetzt.
Olympische Ringe? Fehlanzeige.
Die Olympischen Ringe wurden an vielen Orten in Rio wieder abmontiert und durch ein anderes Konstrukt ersetzt: Agitos, das Symbol der Paralympics. Statt der fünf olympischen Ringe stehen seit 2004 drei Agitos (lateinisch für "Ich bewege mich") für die Spiele der Behindertensportler.