Überschwemmungen in Russland und Kasachstan
In den Flutgebieten in Russland und Kasachstan drohen weitere tausend Häuser in den Wassermassen zu versinken. Erneut werden Städte und Ortschaften evakuiert.
Schwere Überschwemmungen
Russland und Kasachstan kämpfen mit den schwersten Überschwemmungen seit Jahrzehnten. Besonders stark betroffen sind die Regionen Kurgan und Orenburg. Bislang sind mehr als 15.500 Wohnhäuser und knapp 28.000 Grundstücke überflutet. Vielerorts steigen die Wasserpegel weiter, die Behörden rufen die Bewohner auf, ihr wichtigstes Hab und Gut zu nehmen und ihre Häuser zu verlassen.
Massenweise Schmelzwasser
Flüsse tragen bei schmelzendem Schnee und starken Regenfällen die Wassermassen aus dem Gebirge in die Ebene und verursachen die schwersten Überschwemmungen seit etwa 80 Jahren in Russlands südlicher Ural-Region, in Südwestsibirien und dem Norden Kasachstans. Wadim Schumkow, Gouverneur der betroffenen Region Kurgan, rechnet mit einer anhaltend "schwierigen Situation".
Evakuierungen in Kasachstan
In Petropawl, einer Großstadt im Norden Kasachstans nahe der russischen Grenze, wurden zahlreiche Einwohner in Notunterkünften untergebracht. Mehr als 110.000 Kasachen mussten inzwischen ihre Häuser und Wohnungen verlassen. "Ich wurde gestern rausgeholt und 15 Minuten später war das Wasser da", berichtet eine 67-jährige Rentnerin der Nachrichtenagentur AFP.
Steigende Wasserpegel
Über eine Länge von fast 1600 Kilometern fließt der Tobol aus dem Ural in das westsibirische Tiefland. Nothelfer der russischen Regierung befahren den Fluss in der Hochwasserregion. "Der Wasserstand des Tobol-Flusses steigt rapide an", meldete das Ministerium. In der Stadt Kurgan dem Verwaltungszentrum der Region wurde der Strom abgeschaltet, etwa 1500 Anwohner sind betroffen.
Schäden in Millionenhöhe
Dimitry Dragoshantsev aus der Region Orenburg steht in der Küche seines Hauses hüfthoch im Wasser. Die Rekordwasserstände des Flusses Ural haben auch sein Haus überschwemmt. Neben privatem Wohnraum hat das Hochwasser bereits viel Infrastruktur beschädigt, darunter zahlreiche Straßen und Brücken. Die Behörden der Region Orenburg schätzen die Schäden derzeit auf etwa 400 Millionen Euro.
Späte Warnungen, schleppende Hilfe
Seit Wochen treten die Flüsse über die Ufer und bislang versinken etwa 193 Ortschaften und 33 Regionen in Russland. Viele Russen beklagen, dass die Warnungen der Behörden nicht rechtzeitig ausgesprochen wurden und Hilfe unzureichend und schleppend eintreffe. Sauberes Trinkwasser ist Mangelware und die Seuchengefahr steigt; Impfungen gegen Hepatitis A wurden eingeleitet.
"Sie alle kennen die Gefahr!"
Während die Pegel in manchen Regionen sinken, werden andere Städte evakuiert. In Kurgan wurde bereits der Notstand ausgerufen, Überschwemmungen werden auch aus den Gebieten Tomsk und Burjatien gemeldet. Der Gouverneur der westsibirischen Region Tjumen, Alexander Moor, warnte zuletzt: "Sie alle kennen die Gefahr!" Die Bewohner der Stadt Ischim sollen ihre Häuser unverzüglich verlassen.
Nasse Pfoten für Vierbeiner
Streuner und Haustiere retten sich vor den eisigen Fluten auf die Dächer der verlassenen Häuser. Mancher Hausbewohner kehrt regelmäßig mit dem Schlauchboot zu seinem Besitz zurück, um die Vierbeiner zu füttern. In Orenburg sinkt der Wasserstand des Flusses Ural allmählich, doch ein Stausee ist über die Ufer getreten und droht den Ort Tukai zu überfluten. Entspannung ist nicht in Sicht.