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Überschreitet Iran die "rote Linie"?

11. September 2012

Israels Regierungschef Netanjahu hat im Atomstreit mit dem Iran den Ton verschärft. Die USA dagegen geben sich neuerdings eher zurückhaltend. Wahlkampf oder Taktik?

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Der Militärkomplex Parchin südlich von Teheran aus der Luft (Foto: dapd)
Militärkomplex Parchin südlich von TeheranBild: DigitalGlobe/ISIS via dapd

Vor Journalisten in Jerusalem hat Israels Premier Benjamin Netanjahu nochmals klargestellt, sollten die Weltmächte der Islamischen Republik keine eindeutigen Grenzen setzen, werde sich sein Land nicht mehr zurückhalten. Wenn der Regierung in Teheran keine klare Grenze, keine Fristen gesetzt würden, dann arbeite diese ungehindert weiter daran, die Atomwaffenfähigkeit zu erlangen, um dann die Atombombe zu bauen, führte Netanjahu aus.

Der Westen verdächtigt den Iran, heimlich und unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung an Atomwaffen zu arbeiten. Israel fühlt sich durch das Programm in seiner Existenz bedroht. Das Netanjahu-Kabinett wirft dem Iran vor, auf Zeit zu spielen, um seine Atomwaffenkomponenten in unterirdischen Bunkern vor möglichen Angriffen verstecken zu können.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (Archivfoto: AP)
Ihm reißt langsam der Geduldsfaden: Israels Regierungschef NetanjahuBild: dapd

"Rote Linien"

Die Verbündeten USA und Israel diskutieren laut Netanjahu derzeit über "rote Linien", die der Iran im Zusammenhang mit seinem Atomprogramm nicht überschreiten sollte. Beide Länder sind sich danach uneinig darüber, ob die Voraussetzungen für einen Militärschlag gegen den Iran offen benannt werden sollten. Nach den Worten von US-Außenministerin Hillary Clinton wollen die USA im diplomatischen Streit mit Teheran überhaupt keine Fristen setzen. Der Konflikt müsse auf dem Verhandlungsweg gelöst werden, setzte Clinton nach.

Und die Sprecherin ihres Ministeriums, Victoria Nuland, bekräftigte nochmals, Präsident Barack Obama habe unmissverständlich klargemacht, dass er Teheran nicht erlauben werde, Atomwaffen zu besitzen. Den Themenkomplex nun detailliert in ein "was, wer, wann und wie zu zerlegen", Fristen zu setzen und rote Linien zu ziehen, sei der Sache nicht dienlich.

Im Iran selbst wird die Diskussion über das weitere Vorgehen mit demonstrativer Gelassenheit gesehen. "Die Bemerkungen des zionistischen Regimes (Israel) diesbezüglich sind unwichtig, da dieses Regime ... nicht befugt ist, das iranische Atomprogramm zu kommentieren", meinte Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast in Teheran. Die Bereitschaft, mit den Vereinten Nationen nun offen zusammenzuarbeiten, zeigte die Führung nicht.

Iran betreibt weitere Atomforschung

Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) in Wien verlangte vom Iran mit ungewöhnlich deutlichen Worten nochmals sofortigen Zugang zu einer verdächtigen Militäranlage. Seit Februar bemühen sich die Atomwächter darum, den Komplex in Parchin (Artikelbild) bei Teheran überprüfen zu dürfen, in dem möglicherweise an einem geheimen Atomwaffenprogramm geforscht wird. Teheran bestreitet das, verweigert den Kontrolleuren aber hartnäckig jeglichen Zutritt zu der Anlage.

Der UN-Atombehörde IAEA liegen nach Angaben von Diplomaten zudem neue Geheimdienstinformationen über iranische Computermodelle vor, mit denen Wissenschaftler innerhalb der vergangenen drei Jahre Berechnungen zur zerstörerischen Kraft von Atomsprengköpfen durchführten.

se/fab (dapd, dpa, afp, rtr)