1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Özils einsamer Abschied

24. Juli 2018

Mesut Özil verabschiedet sich mit einem Paukenschlag aus der Nationalmannschaft. Ein weltweites Echo ist die Folge. Die sozialen Medien werden überflutet mit Kommentaren, nur Özils Mannschaftskollegen schweigen.

https://p.dw.com/p/31yp0
Mesut Özil in Sotschi 2018
Bild: picture-alliance/augenklick/firo Sportphoto

"Es war mir eine Freude, Abi", twitterte Jerome Boateng nach dem Rücktritt von Mesut Özil und verwies in seinem Tweet auf die gemeinsamen Erfolge bei der U21-Europameisterschaft 2009 und den Gewinn des WM-Titels vor vier Jahren. Eine schöne Geste, die bei den heutigen Fußballern zum guten Ton gehört, wenn ein Freund oder Mitspieler zurücktritt. Unabhängig von der politischen Dimension, die Özil mit seinen drei Twitter-Posts ausgelöst hat - mit ihm verlässt einer der besten Nationalspieler unseres Landes die Nationalmannschaftsbühne.

Von dem wahren Social-Media-Feuerwerk, welches die Rücktritte von Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger oder Lukas Podolski ausgelöst hatte, ist bei Özil nichts zu sehen. Neben Boateng bedankte sich noch Julian Draxler mit warmen Worten bei seinem "Bruder" für alles was "du für den deutschen Fußball getan hast. Du kannst stolz auf das sein, was du erreicht hast."

Schweigen auch beim Klassenkamerad

Auch Antonio Rüdiger bedankte sich bei "einem der besten Fußballer, mit dem ich je zusammengespielt habe" via Twitter. Von den ehemaligen Kollegen, mit denen Özil 2014 Weltmeister in Brasilien wurde, äußerte sich nur Lukas Podolski. Der Offensivmann, der seine Karriere derzeit in Japan ausklingen lässt, erinnerte an viele "lustige Momente", welche beide zusammen im Dienste der Nationalmannschaft erlebt hatten. Und die anderen? Weder Weltmeister-Kapitän Philipp Lahm, noch Bastian Schweinsteiger oder andere Führungsspieler der vergangenen Jahre haben sich bisher auf irgendeinem Weg zu Özils Rücktritt geäußert.

Auch die Teamkollegen Per Mertesacker oder Shkodran Mustafi vom FC Arsenal blieben bis heute stumm. Stattdessen postete der englische Klub: "Es ist schön dich zurück bei uns zu haben" - Özil ist gerade mit den Gunners auf Marketing-Tour in Singapur unterwegs.

Bleiben noch die ehemaligen Klassen- und Schalke-Kameraden Benedikt Höwedes oder auch Manuel Neuer, von denen das eine oder Wort erwartbar wäre. Doch außer der Ankündigung einer neuen Werbekampagne auf Twitter oder einige Urlaubsbilder bei Instagram ist auch vom aktuellen DFB-Kapitän bisher nichts zum Rücktritt seines (ehemaligen) Teamkollegen zu lesen.

Nicht auszuschließen ist natürlich, dass sich einer der genannten Spieler ganz altmodisch per Telefon oder Fax bei Özil gemeldet hat. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist allerdings eher gering. Schade, denn - um es noch einmal zu betonen - mit Özil geht sicher ein streitbarer, aber auch einer der besten deutschen Fußballer, die es in der Nationalmannschaft bisher gegeben hat.