Ölpreis sinkt nach Doha
18. April 2016Nach dem Schock der ersten Handelsminuten ging das Minus im frühen Handel in Asien zwar etwas zurück; aber der für Europa wegweisende Preis der Nordsee-Ölsorte Brent verlor dennoch gut vier Prozent im Vergleich zum Freitag. Brent wurde mit 41,22 Dollar pro Fass gehandelt. Kaum anders lief es bei der US-Sorte WTI: hier fiel der Preis um fast fünf Prozent auf 38,47 Dollar.
Bei ihrem Treffen in Doha hatten die Vertreter wichtiger Förderländer eigentlich eine Begrenzung der Produktion ins Auge gefasst, um den Preisverfall zu bremsen. Sie waren damit aber gescheitert. So bleibt das Überangebot bestehen. Bereits heute werden täglich ein bis zwei Millionen Barrel Erdöl mehr als dem Boden gepumpt als benötigt. Offenbar ist jetzt ein neues Treffen im Juni geplant.
Iran schert aus
An dem Treffen in Doha hatten 18 Länder teilgenommen, darunter auch Russland, das nicht zur OPEC gehört. Teilnehmern zufolge trug vor allem Saudi-Arabien dazu bei, dass es zu keiner Einigung kam. Das Land habe zur Bedingung gemacht, dass alle 13 OPEC-Länder ihre Produktion einfrieren müssten - also auch der Iran, der an dem Treffen gar nicht erst teilnahm und demonstrativ keinen Vertreter entsandte.
Die Islamische Republik hatte bereits im Vorfeld erklärt, nicht mitzuziehen. Hintergrund: Das Land ist gerade dabei, nach der lang ersehnten Aufhebung der internationalen Wirtschaftssanktionen im Zuge der Atom-Einigung mit dem Westen seine Produktion wieder hochzufahren. Im Februar hatten sich Saudi-Arabien, Venezuela und Katar mit Russland darauf geeinigt, ihre Produktion auf dem Niveau vom Januar einzufrieren, um den Ölpreis zu stützen. Allerdings hatten sie das Mitziehen anderer Staaten zur Bedingung gemacht.
Die Staaten der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) förderten im März rund 32 Millionen Barrel Öl pro Tag und damit etwas mehr als im Februar. Die Aussicht auf eine Kappung hatte den Preis auf den internationalen Märkten seit Januar um 60 Prozent auf fast 45 Dollar pro Fass (159 Liter) anziehen lassen. Wegen des Überangebots und auch wegen der insgesamt eher mauen Weltkonjunktur war er zuvor seit Mitte 2014 von 115 Dollar auf unter 30 Dollar abgestürzt.
Das Nicht-OPEC-Mitglied Russland, das tief in der Rezession steckt, hat zu Jahresbeginn sogar mit täglich knapp 11 Millionen Barrel so viel Öl gepumpt wie seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht mehr.
Russlands Ölbranche drohen Einschnitte
In Russland machen Energieverkäufe etwa die Hälfte der Staatseinnahmen aus. Manchen Förderländern, aber auch Firmen in der Branche, steht das Wasser bis zum Hals. Einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte zufolge droht etwa einem Drittel der in dem Sektor tätigen Firmen noch 2016 das Aus.
ar/haz/wl (rtr, afp, dpa, ap)