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Ägyptens Muslimbrüder streben doch nach Präsidentenamt

1. April 2012

Bisher hatte die ägyptische Muslimbruderschaft stets versichert, keinen eigenen Kandidaten für die Präsidentenwahl aufstellen zu wollen. Mit der Nominierung des Unternehmers al-Schater vollzieht sie nun eine Kehrtwende.

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Kandidat für das ägyptische Präsidentenamt Chairat al-Schater (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der oberste Führer der islamistischen Muslimbrüder, Mohammed Badie, bestätigte die überraschende Nachricht bei einer Pressekonferenz in Kairo: Sein Vize, der 62-jährige Hochschullehrer für Ingenieurwissenschaften und reiche Geschäftsmann Chairat al-Schater, soll als Bewerber für die einflussreichste politische Gruppierung des Landes zur Wahl antreten.

Al-Schater trat der Muslimbruderschaft 1981 bei und wurde 1995 Mitglied ihres Exekutivrats. Wegen seiner politischen Aktivitäten war er mehrmals im Gefängnis. In mehreren Fernsehinterviews hatte er zuletzt jede Absicht bestritten, Präsident oder Ministerpräsident zu werden.

Kein gemeinsamer Kandidat der Islamisten

In der Vergangenheit hatten sich die Muslimbrüder für eine islamistische Bündniskandidatur ausgesprochen. Ihren Meinungsumschwung erklärte Generalsekretär Mahmud Hussein damit, dass der "demokratische Prozess in Ägypten bedroht" sei.

Die der Muslimbruderschaft nahestehende Partei für Freiheit und Gerechtigkeit (FJP) war als Sieger aus der von November bis Januar abgehaltenen Parlamentswahl hervorgegangen und verfügt über 47 Prozent der Mandate. Zusammen mit anderen islamistischen Gruppierungen stellt sie drei Viertel der Abgeordneten.

Militärrat hängt an seiner Macht

Seit dem Sturz des langjährigen Präsidenten Husni Mubarak durch eine breite Protestbewegung im Februar 2011 liegt die Macht beim Obersten Militärrat. Dieser hat angekündigt, die Macht nach der Präsidentschaftswahl an eine Zivilregierung abzugeben. In den vergangenen Monaten machte sich jedoch der Eindruck breit, dass die Armee ihren Einfluss auf die Regierungsgeschäfte behalten will.

Das führt zu Spannungen mit der Muslimbruderschaft. Diese wiederum befindet sich im offenen Streit mit liberalen und linksgerichteten Parteien wegen der Zusammensetzung eines Ausschusses zur Ausarbeitung der künftigen Verfassung. Dort haben die Islamisten ebenso wie im Parlament eine breite Mehrheit.

Gute Chancen für den Muslimbruder

Die erste Runde der Präsidentschaftswahl ist für den 23. und 24. Mai vorgesehen. Der Wahlkampf soll nach dem Ende der Nominierungsfrist am 8. April beginnen. Nach Einschätzung von Experten hat al-Schater gute Chancen, Mubarak im Präsidentenamt zu beerben.

Weitere Kandidaten sind unter anderen der Salafist Hasem Abu Ismail, Anhänger einer rigorosen Auslegung des Islam, das frühere Mitglied der Muslimbruderschaft, Abdel Moneim Abul Futuh, und der frühere Generalsekretär der Arabischen Liga sowie ehemalige Außenminister unter Mubarak, Amr Mussa.

Der lange Zeit als möglicher Bewerber für das Präsidentenamt gehandelte frühere Leiter der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) und Friedensnobelpreisträger, Mohamed ElBaradei, zog sich bereits vor einiger Zeit aus dem Rennen zurück. Der Zeitung "Welt am Sonntag" sagte er, dass er möglicherweise eine eigene Partei gründen werde. Diese solle bei der nächsten Parlamentswahl antreten und die Interessen der jungen Demonstranten gegen Mubarak auf dem Kairoer Tahrir-Platz vertreten.

gri/fw (afp, dpa, rtr)