Interview mit Horst Buchholz - Februar
In den "Berliner Lektionen" von 1992 wird er mit folgenden Worten zitiert: "Aber ich habe ja schon mit 12 Jahren auf dem Theater angefangen, im 'Metropol-Theater' in der Schönhauser Allee, natürlich nur als Statist und auch nur deshalb, weil es dafür drei Mark gab, zu der Zeit noch Reichsmark." 2005 spielte er seine letzte Rolle: in einer Dokumentation über ihn, die ihn sein Sohn Christopher widmete. Dazwischen liegen Jahre schauspielerischer Arbeit, in denen Horst Buchholz zum Weltstar aufstieg.
Früher Anfang
Das Licht der Welt erblickte Horst Werner Buchholz am 04.12.33 in Berlin. Sehr früh machte er auch die Bekanntschaft mit den Theaterbrettern. Der Statistenrolle am "Metropol-Theater" folgte sein erstes Engagement als Synchronsprecher, nebenbei betätigte er sich beim Schulfunk. Und bald folgte auch seine erste Hauptrolle - 1948 spielte er sie in dem Stück "Das Floß der Medusa" von Georg Kaiser. Der Startschuss war nun gefallen. Horst Buchholz fasste immer mehr Fuß auf den Bühnen West-Berlins und spielte unter anderem am Tribüne-Theater, am Renaissance-Theater, im Theaterclub im British Centre und schließlich auch am Schlossparktheater. Seine Popularität beim Berliner Theaterpublikum stieg stetig, doch der ganz große Durchbruch sollte noch kommen, und zwar beim Film.
Der deutsche James Dean
Die erste Filmrolle, die dem jungen Schauspieler Horst Buchholz 1954 anvertraut wurde, war die Rolle des Vincent in dem Melodram "Marianne, meine Jugendliebe". Der Film blieb zwar ohne nennenswerten Erfolg, doch durch ihn fasste er nun Fuß auch beim Film, was nicht ohne Folgen bleiben sollte. Denn bereits ein Jahr später drehte Helmut Käutner den vielfach ausgezeichneten Film "Himmel ohne Sterne", und eine Auszeichnung für Horst Buchholz war ebenfalls dabei: für die Darstellung des sowjetischen Offiziers Mischa Bielkin erhielt er den Bundesfilmpreis "Filmband in Silber". Und bald folgte nun der endgültige Durchbruch beim Film. 1956 drehte Georg Tressler den Film "Die Halbstarken". Dort übernahm Horst Buchholz die Rolle des 19-jährigen Bandenanführers Freddy Borchert. Zwar wurde der Film mit "nur" einem Preis ausgezeichnet, doch von nun an wurde Horst Buchholz zur Symbolfigur der Jugend, fortan wurde er für viele zum deutschen James Dean. Der Aufstieg in die 1. Liga der Schauspielerriege war nun besiegelt.
Erfolg mit Chico
Ein Jahr später, 1957, kam der nächste Buchholz-Erfolg: die Verfilmung des Romans „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ von Thomas Mann. In den folgenden drei Jahren folgten weitere Filmrollen für Horst Buchholz, bis schließlich auch der internationale Erfolg kam. In dem Western "Die glorreichen Sieben", den John Sturges 1960 mit Starbesetzung drehte – mit dabei waren unter anderem Yul Brynner und Steve McQueen, vertraute der Regisseur die Rolle des Jungen Chico Horst Buchholz an. Der Film erwies sich als großer Erfolg und wird heute noch zu den Klassikern des Genres gezählt. Und für den deutschen Schauspieler wurde er ebenfalls zu einem großen Erfolg, wobei es auch sein größter bleiben sollte. Und dennoch bedeutete diese Rolle auch den Start für weitere Rollen in US-amerikanischen Produktionen. Die "Kölner Rundschau" schrieb am 06.05.62: "Horst Buchholz spielt das mit einer Bravour – wir sahen ihn vor der Kamera und in Mustern von den zweimonatigen Außenaufnahmen in Indien -, die nicht nur seine Fans beeindrucken wird. Er trägt das Achkan mit einer Souveränität, wie es ein geborener Inder nicht besser vermöchte." Die Zeitung meinte damit den Film von Mark Robson „Neuen Stunden bis zur Ewigkeit“, der in den USA unter dem Titel "Nine Hours to Rama" 1963 uraufgeführt wurde. Dort spielte Horst Buchholz die Rolle des Naturam Godse, des Mörders von Mahatma Gandhi. Es folgten weitere Engagements wie etwa in Damiano Damianis Verfilmung des Romans "La noia" von Alberto Moravia, die ihm viel Kritikerlob einbrachte. Doch Holz Buchholz richtete sein schauspielerisches Interesse zunehmend auf Deutschland.
"Das Leben ist schön"
In den 70er-Jahren nahm Horst Buchholz Rollen auch in deutschen Produktionen an, und das sowohl beim Film als auch im Fernsehen. Unter anderem war er in einigen Folgen von "Derrick" zu sehen. Zunehmend begann er wieder auch Theater zu spielen und als Synchronsprecher zu arbeiten. Doch es war vor allem der Film, der ihm immer wieder Erfolge brachte. So wurde er etwa 1985 mit dem Preis "Filmband in Gold" für seine schauspielerische Leistung in dem Streifen "Wenn ich mich fürchte" ausgezeichnet. Und es sollte noch eine Auszeichnung folgen, die dem Schauspieler zuteil wurde: "Der große Preis der Jury" für den Film "In weiter Ferne so nah" von Wim Wenders. Eine seiner letzten bedeutenden Filmrollen war die Rolle des SS-Arztes Lessing in der Tragikkomödie "La vita è bella" von Roberto Benigni – der Film bekam auch eine Oscarnominierung. Die endgültig letzte Rolle spielte Horst Buchholz zwei Jahre nach seinem Tod. 2005 stellte sein Sohn Christopher eine Dokumentation über den Schauspieler vor, über die der "Kölner Stadt-Anzeiger" vom 08.10.05 schrieb: "Erstaunlich genug, dass sich Horst Buchholz überhaupt auf das Projekt eingelassen hat, das nun seine imposante Filmografie, die eigentlich mit Begninis ‚Das Leben ist schön’ bereits einen imposanten Schlusspunkt hatte, noch einmal posthum abschließt." Horst Buchholz starb am 03.03.03 in Berlin.
Im Februar 1973 sprach DW-Mitarbeiter Hans Kirschmann mit Horst Buchholz über seine schauspielerische Tätigkeit.
Autor: Andreas Zemke
Redaktion: Diana Redlich