DW Freedom of Speech Award: Preisträger seit 2015
Die Förderung demokratischer Werte, der Menschenrechte und des Dialogs zwischen verschiedenen Kulturen ist seit mehr als sechs Jahrzehnten Aufgabe des Auslandssenders der Bundesrepublik Deutschland. Die DW liefert hochwertige, unabhängige journalistische Inhalte und geben damit Menschen weltweit die Möglichkeit, sich eine eigene Meinung zu wichtigen Themen zu bilden.
Die Verleihung des Freedom of Speech Award ist jedes Jahr im Frühsommer einer der Höhepunkte der internationalen DW-Medienkonferenz Global Media Forum in Bonn.
Unsere mutigen Preisträgerinnen und Preisträger stellen wir hier vor:
2024: Julia Nawalnaja und die Stiftung gegen Korruption
Julia Nawalnaja und die russische Stiftung gegen Korruption (FBK), die von ihrem Mann Alexej Nawalny gegründet wurde, erhielten den DW Freedom of Speech Award bei einer Zeremonie in Berlin. Drei Tage nach dem Tod ihres Mannes im Februar 2024 hatte Nawalnaja öffentlich verkündet, dass sie seine Arbeit fortsetzen und die Leitung seiner Stiftung gegen Korruption übernehmen werde.
DW-Intendant Peter Limbourg und Finanzminister Christian Lindner würdigten Nawalnaja und ihren verstorbenen Ehemann sowie Ivan Zhdanov von der FBK, ein Rechtsanwalt und langjähriger Freund und Verbündeter Nawalnys.
"Die Anti-Korruptions-Stiftung und Julia Nawalnaja haben es sich zur Aufgabe gemacht, Licht in die Dunkelheit des korrupten und mörderischen Systems der russischen Regierung zu bringen. Ich danke Ihnen für Ihre wichtige Arbeit", so Limbourg. "Die Ukraine ist ein Opfer der russischen Aggression. Während viele russische Bürgerinnen und Bürger der Staatspropaganda zu glauben scheinen, tun das Millionen von Menschen dort nicht. Diese Bürgerinnen und Bürger Russlands verlangen und brauchen die Unterstützung, die internationale Medien wie die DW bieten können."
2023: Óscar Martínez
Óscar Martínez, Investigativjournalist und Chefredakteur der Onlineplattform El Faro in El Salvador ist der Preisträger des Freedom of Speech Award 2023. Das offen regierungskritische Magazin El Faroist in ganz Lateinamerika für seine investigativen Recherchen über organisiertes Verbrechen und dessen Verbindungen in die Politik bekannt. Martínez hat über außergerichtliche Tötungen durch die Polizei und staatliche Korruption berichtet. El Faro deckte die Verhandlungen der Regierung von Präsident Nayib Bukele mit der in Nord- und Zentralamerika aktiven kriminellen Organisation MS-13 (Mara Salvatrucha) auf und enthüllte Absprachen der Regierung mit der Organisation über Strafmilderung, Änderungen der Rechtsprechung sowie Umgehung von Auslieferungsanträgen der USA. Diese Rechercheergebnisse wurden durch eine Anklage gegen Mitglieder der Organisation MS-13 vor einem Gericht in den USA bestätigt.
DW-Intendant Peter Limbourg: "Zentralamerika erlebt eine neue Welle des Autoritarismus – und mit dem geht eine zunehmend eingeschränkte Pressefreiheit einher. Nie zuvor wurden die Medien in El Salvador stärker kontrolliert. Óscar Martínez und die Redaktion von El Faro stellen sich couragiert gegen den enormen Druck, dem Journalisten in El Salvador, aber auch in anderen Ländern Zentralamerikas, bei ihrer Arbeit ausgesetzt sind. Sie blicken hinter die Machenschaften von autokratischen Regierungen und organisiertem Verbrechen und informieren die Menschen in der Region mit einem hohen persönlichen Risiko."
2022: Mstyslav Chernov und Evgeniy Maloletka
Associated Press-Journalist und Autor Mstyslav Chernov und Freelance-Fotojournalist Evgeniy Maloletka stammen aus der Ostukraine. Ihre Berichte und Aufnahmen von den Konflikten auf der Krim und in der Ostukraine wurden in verschiedenen internationalen Medien veröffentlicht, darunter BBC, Deutsche Welle, New York Times, Washington Post und Der Spiegel. Als Kriegsberichterstatter in verschiedenen Konfliktgebieten wie dem Irak oder Syrien wurde Chernov mehrfach verwundet. Vor dem Krieg arbeitete Maloletka unter anderem an Projekten über die Huzulen in der Westukraine, ihre Traditionen und ihr tägliches Leben sowie über die Auswirkungen des Konflikts im Donbass.
Der Freedom of Speech Award würdigt die Berichterstattung der beiden Reporter über den Krieg in der Ukraine, den Russland am 24. Februar 2022 startete. Die Reportage "20 days in Mariupol" zeigt unmittelbare Eindrücke der Stadt unter russischer Besetzung – Chernov und Maloletka waren bis zu ihrer Evakuierung die letzten Journalisten in der Stadt. Sie dokumentierten die ersten Todesfälle im städtischen Krankenhaus von Mariupol und den Angriff auf die Entbindungsstation, in der sich schwangere Frauen und Kinder befanden, sowie zahlreiche Bombenanschläge.
DW-Intendant Peter Limbourg: "Der Freedom of Speech Award für Mstyslav Chernov und Evgeniy Maloletka würdigt ihren außergewöhnlichen Mut, sich gegen Propaganda und Falschinformationen zu stellen. Er würdigt, dass ihr Kampf für Menschenrechte und die Wahrheit ein Kampf für Demokratie und Freiheit ist, für uns alle, und sie zahlen dafür einen hohen Preis."
2021: Tobore Ovuorie, Nigeria
Ovuorie arbeitet seit rund zehn Jahren als investigative Journalistin für führende Publikationen in Nigeria. Im Jahr 2014 wurde ihr bisher bekanntester investigativer Bericht veröffentlicht. Der von Ovuorie aufgedeckte, weit verzweigte Menschenhandelsring war sowohl in den grenzüberschreitenden Sex- als auch in den Organhandel verwickelt. Nach den Enthüllungen der Journalistin leiteten die nigerianischen Behörden strafrechtliche Ermittlungen gegen die Hintermänner ein. Während ihrer lebensgefährlichen Recherchen wurde Ovuorie Zeugin von illegalen Geldgeschäften, Korruption, Gewalt, Missbrauch und sogar Mord.
DW-Intendant Peter Limbourg: „Ich finde, wenn jemand sich derartig in Gefahr begibt, um die Wahrheit herauszufinden, dann ist das aller Achtung wert. Tobore Ovuorie bewegt sich bei ihren Recherchen weit außerhalb der journalistischen Komfortzone und hat dabei auch mit Personen zu tun, die gefährlich sind. Ich finde es sehr bemerkenswert, wenn Journalisten und Journalisten dies auf sich nehmen, um über Missstände aufzuklären.“
2020: Faktenchecker gegen Fake News in Zeiten von COVID-19
In der ersten Hochphase der Coronavirus-Pandemie ehrte die DW 17 Journalist*innen aus 14 Ländern, stellvertretend für alle ihre Kolleg*innen weltweit, die aufgrund ihrer Berichterstattung über das Coronavirus verschwanden, verhaftet oder bedroht wurden. Das Global Media Forum musste im Juni 2020 abgesagt werden, doch die Preisverkündung am 3. Mai, dem Internationalen Tag der Pressefreiheit, fand auf den TV-Kanälen, den Webseiten und in den Sozialen Medien der DW in 30 Sprachen breite Beachtung.
Intendant Peter Limbourg: „Im Moment einer globalen Gesundheitsnotlage hat der Journalismus eine entscheidende Funktion und jeder Journalist trägt eine große Verantwortung. Die Bürger eines jeden Landes haben das Recht auf Zugang zu faktenbasierten Informationen und kritischen Erkenntnissen.“
Liste der FoSA-Preisträger*innen 2020
2019: Anabel Hernández, Mexiko
Die mexikanische Investigativjournalistin Anabel Hernández erhielt den DW Freedom of Speech Award 2019für ihre Berichterstattung über Korruption und die Verbindungen zwischen Regierungsbeamten und Drogenkartellen in ihrem Heimatland.
Ihr 2010 erschienenes Buch "Los Señores del Narco" (Narcoland) dokumentiert diese illegalen Allianzen und brachte Hernández internationale Anerkennung ein, ebenso ihr 2016 erschienener Enthüllungsbericht "La verdadera noche de Iguala. La historia que el gobierno trató de ocultar" (A massacre in Mexico) über die Entführung und Ermordung von 43 Studenten im Jahr 2014. Hernández, die nach Morddrohungen gezwungen war, ihr Heimatland zu verlassen, lebt heute in Europa und schreibt regelmäßig für die Spanisch-Redaktion der DW.
2018: Sadegh Zibakalam, Iran
FoSA-Preisträger Sadegh Zibakalam, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Teheran, drohte eine Gefängnisstrafe, weil er sich 2018 in einem DW-Interview gegen die politische Führung in Iran ausgesprochen hatte. Zibakalam, eine bekannte – und umstrittene – intellektuelle Figur in seinem Heimatland, führt intensive und kritische Debatten mit Regierungsvertretern über innen- und außenpolitische Fragen. Zibakalam widmete den FoSA dem politischen Gefangenen Abbas Amir Entezam, der seit 27 Jahren im Evin-Gefängnis in Teheran inhaftiert ist Zibakalam zufolge „den Kampf für Demokratie und Freiheit im modernen Iran symbolisiert“.
2017: White House Correspondents' Association (WHCA), USA
Wenige Monate nach der Wahl von US-Präsident Donald Trump zeichnete die DW 2017 zum ersten Mal eine Gruppe von Journalist*innen mit dem FoSA aus, die White House Correspondents' Association (WHCA). Viele Mitglieder wurden Trump wiederholt als „Feinde des Volkes“ bezeichnet. „Wir verstehen diesen Preis als Anerkennung für die freie Presse weltweit und in den USA und als Zeichen der Solidarität und Ermutigung für die Kolleginnen und Kollegen, die die spannende Aufgabe haben, über den US-Präsidenten und seine Politik zu berichten“, sagte DW-Intendant Peter Limbourg bei der Preisverleihung in Bonn.
2016: Sedat Ergin, Türkei
Sedat Ergin, ehemaliger Chefredakteur der türkischen Tageszeitung Hürriyet, erhielt 2016 den Freedom of Speech Award, während wegen angeblicher Beleidigung des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ein Gerichtsverfahren gegen ihn lief. 2015 hatten Regierungsunterstützer zwei Angriffe auf die Zentrale der Hürriyet gestartet. „Die Meinungsfreiheit ist einer der grundlegenden Werte der Menschheit“, sagte der Ergin bei der Preisverleihung auf dem Global Media Forum in Bonn. „Sie ist ein wesentlicher Aspekt unserer Existenz in menschlichen Gesellschaften.“
2015: Raif Badawi, Saudi Arabien
Der erste Freedom of Speech Award ging an den saudischen Blogger Raif Badawi. Jahrelang kämpfte er friedlich für mehr Meinungsfreiheit in Saudi-Arabien und schrieb über politische und gesellschaftliche Ungerechtigkeiten. Im Juni 2012 wurde er verhaftet und beschuldigt, den Islam, religiöse Führer und Politiker beleidigt zu haben. Das Strafmaß wurde 2014 verkündet: 1.000 Peitschenhiebe (50 erhielt er noch in demselben Jahr), zehn Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe. Badawis Ehefrau Ensaf Haidar und die gemeinsamen drei Kinder leben seit 2013 im Exil in Kanada. Badawi wurde nach Absitzen seiner Haftstrafe im März 2022 aus der Haft entlassen.