Afrika: Vorzüge gegenüber China nutzen
Bonn – Mehr privatwirtschaftliches Engagement deutscher Unternehmen in Afrika ist wünschenswert und für beide Seiten gewinnbringend. Darin waren sich die Experten der Podiumsdiskussion „Neue Chancen für Afrika“ einig. Warum Investoren dennoch zurückhaltend sind, was dagegen zu tun ist und wie die Chancen zu nutzen sind, darüber diskutierten die Teilnehmer unter der Moderation von Alexander Göbel, DW-RADIO/Deutsch.
Damit Investoren Interesse entwickeln, müssten sie Information haben. Daran mangele es auf deutscher Seite, so Hartwig Fischer, MdB. Immerhin gehe es bei Afrika um „53 Staaten und 53 Wirtschaften“. Hiesige Medien seien wenig hilfreich bei der Vermittlung eines differenzierten Bildes, da Afrika dort wenig präsent sei, primär mit Negativschlagzeilen.
Investoren müssten zudem Vertrauen gewinnen und Beratungsangebote nutzen können, so Winfried Polte, DEG. Seine Institution verstehe sich als neutraler Begleiter deutscher Wirtschaftsvertreter. Da gebe es Erfolgsgeschichten, etwa im Mobilfunksektor, aber auch Fälle, bei denen die DEG von der Kooperation mit einem Partner abgeraten habe. Zum investorenfreundlichen Klima vor Ort gehörten Korruptionsbekämpfung und demokratische Reformen.
Sidy Guissé Diop, Transnorm System GmbH, Hannover, hierzu: „Seriosität ist die Grundlage wirtschaftlicher Partnerschaft, Bestechung darf nicht stattfinden.“ Nach Ansicht des Unternehmers müsse man „diese Grundregeln wirtschaftlicher Zusammenarbeit ebenso exportieren“.
Good Governance und Reformen zögen zumeist wirtschaftliche Entwicklung nach sich, so Bianca Buchmann vom Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft. „Afrika selbst weiß, dass es für die eigene Regierungsführung die Verantwortung hat. Einige Länder schneiden deshalb bereits wirtschaftlich sehr gut ab.“
Generell sei die Haltung der deutschen Wirtschaft allerdings „strategisch falsch“, stellte Winfried Polte heraus. „Die Chinesen besetzen schnell Freiräume, wie beim Rohstoffabbau.“ Hartwig Fischer setzte hingegen auf nachhaltige Kooperationen, von denen beide Seiten profitierten. Er sehe Deutschlands Exportstärke beim Thema „Capacity Building“. Fischer: „Im Unterschied zu China exportieren wir Bildung und Know-how. In diesem Punkt haben wir einen Vorsprung.“ Sidy Guissé Diop sagte, dass es keine Entwicklung gebe, wenn man nicht alle mitnehme.
Damit schloss er sich Bruno Wenn, KfW, an, der in seinem Grußwort darauf hingewiesen hatte, wenn man Armut mit Wirtschaftswachstum bekämpfen wolle, müsse man sicherstellen, dass die positiven wirtschaftlichen Prognosen tatsächlich den Menschen nutzten.
Martina Bertram