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Interview mit Hark Bohm

"Ich habe die Fakten und Informationen im Prozess gesammelt" - Hark Bohm über den Stoff für das Derhbuch zu seinem Film "Der Fall Bachmeier – keine Zeit für Tränen“

Regisseur Hark Bohm (2007)
Regisseur Hark Bohm (2007)Bild: Getty Images

Wenn man über die Anfänge des „Neuen Deutschen Films“ spricht, so kommt man um diesen Mann nicht herum. Er ist Filmregisseur, Filmproduzent, Drehbuchautor, Schauspieler, und schließlich Pädagoge – Hark Bohm ist bis heute aus dem deutschen Filmbetrieb nicht weg zu denken.

Vom Juristen zum Filmmenschen

Zur Welt kam Hark Bohm am 18.5.1939 in Hamburg, wuchs aber auf der Insel Amrum auf. Zunächst deutete nichts auf seine spätere Karriere beim Film: Abitur, Wehrdienst und ein Jurastudium, das er mit dem Ersten Staatsexamen abschloss, und schließlich eine Anstellung als Referendar in München, das waren die Etappen im Leben von Hark Bohm. Doch eben München sollte die Stadt im Leben des jungen Juristen werden, in der sich sein Wandel zum Filmmenschen vollzog. Denn durch seinen Bruder, den Schauspieler Marquard Bohm, lernte Hark Bohm in München die dortige Filmszene kennen. Und es war schließlich ein Vorschlag von Volker Schlöndorff, gemeinsam mit ihm ein Drehbuch zu schreiben, der den jungen Juristen dazu bewog, seinen erlernten Beruf an den Nagel zu hängen. Der deutsche Film sollte bald um eine weitere Persönlichkeit bereichert werden.

Corinna Harfouch brillierte in dem Flm von Hark Bohm "Vera Brühne"
Corinna Harfouch brillierte in der Titelrolle in dem Flm von Hark Bohm "Vera Brühne" Bild: dpa

Gelungener Start

Nach einigen, meist kleineren Filmrollen versuchte sich Hark Bohm auch als Regisseur. Zunächst beteiligte er sich in dieser Eigenschaft zusammen mit anderen Regiekollegen an einem Kurz-Spielfilm: dem 20-Minüter "Oberschüler". Ein Jahr später, 1972, entstand ein Spielfilm, bei dem Hark Bohm nicht nur Regie führte, sondern zu dem er auch das Drehbuch schrieb und als Produzent fungierte. "Tschetan, der Indianerjunge" hieß dieser in Bayern gedrehte Film, der die Begegnung eines Indianerjungen mit einem deutschen Schäfer in den Bergen Montanas schildert. Und bereits dieser erste Spielfilm von Hark Bohm brachte ihm eine Auszeichnung: den Preis der deutschen Filmkritik 1974. Seine Position als Filmregisseur und Drehbuchautor festigte Hark Bohm bald mit dem Jugendfilm "Nordsee ist Mordsee", einer Geschichte über Jugendliche, die in einer Hamburger Hochhaussiedlung heranwachsen. Im Laufe der Jahre sollten noch weitere Filme von Hark Bohm entstehen, darunter zwei Filme über zwei Frauen, deren Geschichte die Öffentlichkeit mit größter Aufmerksamkeit verfolgte.

Zwei Frauen im Gerichtssaal

Szene mit Marie Colbin aus dem Film "Der Fall Bachmeier - keine Zeit für Tränen" von Hark Bohm
Szene mit Marie Colbin aus dem Film "Der Fall Bachmeier - keine Zeit für Tränen" von Hark Bohm Bild: imago/United Archives

Im Herbst 1983 drehte Hark Bohm einen Film, der auf Tatsachen beruhte. Der Streifen trug den Titel "Der Fall Bachmeier – keine Zeit für Tränen". In diesem Film erzählte der Regisseur die Geschichte von Marianne Bachmeier, die 1981 im Gerichtssaal den Mörder ihrer Tochter Anna mit sieben Schüssen aus einem Revolver erschoss. Das Deutsche Filminstitut DIF e.V. schreibt zu diesem Film unter anderem: "Hark Bohm will in seinem Film die Hintergründe der Tat erklären und wirbt um Verständnis für die Täterin…", was ihm schließlich das Prädikat "besonders wertvoll" der Filmbewertungsstelle Wiesbaden brachte. Die Darstellerin Marie Colbin wurde für ihre Rolle der Marianne Bachmeier mit dem Deutschen Filmpreis in Gold ausgezeichnet. Die Geschichte einer anderen Frau erregte bereits Anfang der 60er-Jahre die bundesdeutschen Gemüter: Vera Brühne und ihre lebenslängliche Verurteilung wegen Mordes nach einem zumindest zweifelhaften Prozess. Hark Bohm setzte diesen Fall 2001 noch mal in Szene und produzierte damit für Sat.1 einen Quotenflopp. Erst die nachgearbeitete Fassung für die ARD fand eine breite Zustimmung sowohl beim Fernsehpublikum, als auch bei der Kritik. So bezeichnete etwa die „Frankfurter Rundschau“ die neue Version am 20.3.08 als "faszinierend". In dem Film wirkte der erfahrene Schauspieler Hark Bohm auch selbst als Darsteller mit. Und alleine in dieser Eigenschaft kann Hark Bohm bis heute auf eine Filmografie von knapp sechs Dutzend Filmen zurückblicken. Zugleich wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Filmband in Gold.

Im Januar 1984 sprach DW-Redakteur Jürgen M. Thie mit Hark Bohm über seinen Film "Der Fall Bachmeier – keine Zeit für Tränen".

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich