Interview mit Eddy Merckx

"Ich fahre immer, um zu gewinnen" - Eddy Merckx über seine Einstellung zum Radsport

Eddy Merckx beim Zeitfahren bei der Tour de France in Bordeaux (1970)
Eddy Merckx beim Zeitfahren bei der Tour de France in Bordeaux (1970)Bild: picture-alliance/dpa/Sportreport

In Zeiten seiner Höchstform nannte man ihn „den Kannibalen“. Und das nicht zu Unrecht, denn mit keinem Profi seiner Zunft wird der Radsport so assoziiert wie mit Eddy Merckx, der seiner Konkurrenz über Jahre keine Chance ließ.

Später Start

Eddy Merckx kam am 17.6.45 im belgischen Meensel-Kiezegem zur Welt. Den Weg zum Radrennen fand der junge Eddy nicht direkt, sondern versuchte sich zunächst auch in anderen Disziplinen. Erst mit 16 Jahren machte Eddy Merckx die ersten Schritte in Richtung Radrennfahrer. Im Jahr 1961, unter Geheimhaltung vor seinen Eltern, nahm er zum ersten Mal an einem Radrennen teil und beschloss Radrennfahrer zu werden. Und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: nach einigen Radrennen feierte Eddy Merckx seinen ersten Sieg. Es war der Anfang einer beispiellosen Karriere, die sowohl bei den Amateuren wie auch später bei den Profis ihresgleichen sucht. Neue Rekorde sollten aufgestellt, neue Maßstäbe gesetzt werden.

Beginn der „Ära Merckx“

Eddy Merckx stellt in Mexiko City den neuen Stundenweltrekord auf (1972)
Eddy Merckx stellt in Mexiko City den neuen Stundenweltrekord auf (1972) Bild: Getty Images/AFP

Zunächst machte sich Eddy Merckx einen Namen als Amateur: er ging bei zahllosen Rennen als Sieger hervor, gewann 1962 die belgische Meisterschaft und holte sich auch 1964 die Straßen-Weltmeisterschaft. Nun war es an der Zeit für einen Wechsel zu den Profis. Ab dem Jahr 1965 siegte Eddy Mercks bei mehreren Profi-Rennen und nahm auch 1966 an dem berühmten Rennen von Mailand nach San Remo teil. Es begann die „Ära Merckx“: 1967 sicherte sich der junge Sportler den WM-Titel im Straßenrennen und zeigte seine Stärke beim Giro d'Italia, den er ein Jahr später dann auch gewann. Das Jahr 1969 hielt für Eddy Merckx aber auch eine bittere Pille bereit. Der Radprofi sah sich mit einem Doping-Vorwurf konfrontiert und wurde von dem Giro d'Italia, den er gerade absolvierte, ausgeschlossen. Die Sperre drohte auch seine erste Teilnahme an der nahenden Tour de France zu gefährden, doch hier kamen dem in Belgien bereits beliebten Radfahrer seine Fans zu Hilfe. „Der Spiegel“ vom 14.7.69 wusste zu berichten: „Mehr als 10.000 Merckx-Anhänger setzten die Funktionäre auf dem ‚Platz der Märtyrer‘ durch Sprechchöre und Transparente … unter Druck. Die Sperre wurde verkürzt“. Eddy Merckx gewann seine erste Tour mit 18 Minuten Vorsprung, hatte die höchste Gesamtwertung und war auch der beste Sprinter. Und es sollte nicht bei dem einen Sieg bleiben.

Eddy Merckx (m., gelbes Trikot) freut sich über seinen ersten bei Sieg der Tour de France (1969)
Eddy Merckx (m., gelbes Trikot) freut sich über seinen ersten bei Sieg der Tour de France (1969) Bild: picture-alliance/dpa/Belga

Die Jagd auf Rekorde

Die Siegesserie riss nicht ab. Eddy Merckx gewann meistens die Rennen, an denen er teilnahm. Im Jahr 1972 konnte der Radprofi auch einen anderen Erfolg verzeichnen. Auf der Höhenbahn von Mexico City stellte er einen neuen Weltrekord auf: er fuhr 49.431 Metern in einer Stunde und war damit um ca. 800 besser als der bisheriger Rekordhalter. Diese Leistung wurde erst nach 30 Jahren überboten. Zwei Jahre später gelang dem nicht zu bremsenden Radprofi ein weiterer Coup: er gewann hintereinander den Giro d' Italia, die Tour de Suisse und die Tour de France. Es wurde schließlich eine Karriere der Rekorde – so etwa bei der Tour de France. Nicht nur dass Eddy Merckx sie fünf Mal gewann, er verzeichnete bei diesem Rennen 34 Etappensiege und fuhr insgesamt 111 Tage im gelben Trikot, wie „Der Spiegel“ vom 17.6.15 errechnete. Auch beim Giro d' Italia war er ähnlich erfolgreich und konnte dort fünf Mal den Sieg für sich verbuchen. 1978 zog sich der Ausnahmesportler nach insgesamt 525 Siegen aus dem aktiven Sportleben zurück. Unter den vielen Auszeichnungen, die Eddy Merckx zuteil wurden, ragt eine besonders hervor: der Radprofi wurde vom Radsport-Weltverband zum besten Radrennfahrer des 20. Jahrhunderts gekürt. Bis heute genießt Eddy Merck in Belgien Heldenstatus.

Im Dezember 1971 sprach DW-Redakteur Karl-Bernd Skamper mit Eddy Merckx über seine Erfolge.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich